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mittwoch :: 7 mai, 2003
   
 
Ameisenkolonie: Erfolg durch Wahrnehmungsleistung

Wenn man die Tiefen einer Ameisenkolonie untersucht, begegnet man einer hoch organisierten Gemeinschaft mit tausenden von Arbeiterinnen, die geruhsam ihren Job erledigen. Manche bauen Nester während andere Nahrung suchen oder die Brut pflegen. Bemerkenswert ist, dass all die Arbeit ohne Überwachung oder Direktion vonstatten geht und manche Arbeiterinnen sogar ihren Aufgabenbereich wechseln, wenn dies die ständig sich ändernen Erfordernisse der Kolonie verlangen.

Wie aber entscheidet ein Insekt mit einem Gehirn der Größe eines Mohnskorns, eine bestimmte Aufgabe durchzuführen? Die Antwort hat laut einem Biologenteam der Stanford Universität weniger mit der Gehirnleistung zu tun, als mit dem außerordentlichen Geruchssinn der Ameise. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass wenn eine Gruppe von Bewacherameisen zum Bau zurückkehrt, ihr veränderter Körpergeruch Arbeiterameisen dazu veranlasst, sich auf Futtersuche zu begeben. Dieser neue Einblick in das Sozialverhalten der Ameisen ist die jüngste Entdeckung einer seit 20 Jahren laufenden Feldstudie mit roten Ernteameisen (Pogonomyrmex barbatus) in der südlichen Wüste Arizonas. Es handelt sich dabei um ein Projekt, das von Deborah M. Gordon ins Leben gerufen wurde und auch von ihr geleitet wird.

"Ameisen benutzen chemische Duftstoffe auf die Weise, wie wir Menschen unsere Augen und Ohren. Auf diese Weise bekommen sie die Informationen darüber, was sich in ihrer Umgebung gerade abspielt," sagt der stanforder Wissenschaftler Michael J. Greene. "Der Tastsinn ist ebenfalls wichtig für sie, nicht so sehr das Sehvermögen." Die Fühler der Ameisen sind sehr fein ausgebildet, um schwächste Geruchsnoten auf Basis von Kohlenwasserstoffverbindungen unterscheiden zu können. Die wachsartige Körperoberfläche der Ameisen ist von mehr als 25 verschiedenen Kohlenwasserstoffverbindungen bedeckt, die jeweils leicht unterschiedliche Duftstoffe absondern. Wir Menschen können sie nicht richen, den Ameisen jedoch dienen sie als Überträger wichtiger Informationen über das Leben in ihrer Kolonie. "Schon geringe Änderungen in der Konzentration dieser recht einfachen chemischen Verbindungen können wichtige und tiefgreifende Verhaltensänderungen bei den Ameisen hervorrufen," fügt Greene hinzu.

"Eine Ameise kann die Aufgaben einer anderen Ameise bestimmen, indem sie die zu einer bestimmten Tätigkeit gehörenden Kohlenwasserstoffverbindungen einsetzt. Dies ist keine intelektuelle Leistung, sondern vielmehr eine Wahrnehmnungsleistung. Eine Ameise muss nicht denken, um den Unterschied zwischen einer Kohlenwasserstoffverbindung und einer anderen zu erkennen. Sie muss lediglich die entsprechenden Rezeptoren haben, um die Unterschiede zu riechen", erklärt Gordon. Ameisen sagen den anderen nicht, was sie tun sollen. "Was eine Ameise zu interessieren scheint, ist eher das Interaktionsmuster das sie erfährt, und nicht so sehr die jeweilige Nachricht oder das jeweilige Signal, das bei einer Interaktion übermittelt wird."

Das Verständnis der subtilen Signale und Interaktionen, das es Insekten mit winzigen Gehirnen ermöglicht, hoch entwickelte Gemeinschaften zu bilden, ist zu einem wichtigen Forschungsthema geworden, nicht nur für Biologen. Auch Ingenieure, die an schwierigen Problemen der Informatik, der Network-Kommunikation und der Robotik arbeiten zeigen wachsendes Interesse. Greene und Gordons Studie "Cuticular Hydrocarbons Inform Task Decisions" ist in der 1. Mai-Ausgabe von 'Nature' erschienen. >aus *'Work stinks': Mehr als nur ein Slogan unter Ameisen, fanden Forscher heraus*. 30. April 2003.

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Gehirn von der Größe eines Mohnkorns?

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